Der diesjährige Leonhardiritt fand heuer am Sonntag, den 3. November statt.
Ausrichter waren wieder wie im Vorjahr der Bürger-Verein Happing für die Organisation des Ritts und der Pfarrgemeinderat für das leibliche Wohl.
Kaplan Mathias Klein-Heßling hielt bei strahlendem Wetter den Gottesdienst unter freiem Himmel auf dem Dorfplatz. Umrahmt wurde die Messe von der Blaskapelle „am Wasen“.
Dem Gottesdienst folgte der dreimalige Umritt um die Kirche St. Martin, bei der die Teilnehmer den Segen erhielten. Neben den drei Festwagen mit der Kirche Hl. Blut, St. Georg Schloßberg und der Gebirgsschützenkompanie Rosenheim, beteiligen sich über 50 Einzelreiter am Umritt. Angeführt wurde der Umritt wieder von der Reiterstaffel der Polizei Rosenheim, die meisten Reiter stellte der Islandpferdehof Auensee.
Das herrliche Wetter veranlasste viele Zuschauer sich nach Ende der Veranstaltung noch am Feuerwehrhaus mit Bier, Brotzeit und Kuchen zu stärken, wozu die Blaskapelle noch zur Unterhaltung aufspielte.
Die lange Tradition der Leonhardsumritte in Heilig Blut
Die Wallfahrt zum Heiligen Leonhard am Wasen kann über eine mehr als 450-jährige Geschichte zurückverfolgt werden und ist neben der Heilig-Blut-Wallfahrt die älteste, die Pilger zur Kirche in Heilig Blut brachte. Bereits im16. Jahrhundert kam der Brauch auf, ihn als Patron der Pferde und des Stallviehs zu verehren. Fast zeitgleich wurde in Heilig Blut das hölzerne Kirchlein zu Ehren des leidenden Heilands durch eine steinerne Kirche ersetzt, wie den Kirchenführern zu entnehmen ist. Auch das Holztafelgemälde, auf dem eine der Legenden um den hl. Leonhard dargestellt ist, stammt aus dieser Zeit. Es zeigt eine Szene aus dem Leben des Einsiedlers und späteren Abtes von Noblac, als der Frankenkönig Chlodwig- dessen schwangere Gemahlin auf einem Jagdausflug von den einsetzenden Wehen überrascht wird, samt Gefolge zum Einsiedler zieht, um dessen Gebetsbeistand für eine glückliche Geburt zu erbitten. Bis Ende des 18. Jahrhunderts war dieses Gemälde, das jetzt an der Südseite des Innenraumes angebracht ist, Zentralbild des rechten Seitenaltares. Bei einer späteren Neugestaltung erhielt der Leonhardi-Altar nur mehr eine Holzstatue des Heiligen, die mittlerweile durch einen Tabernakel ersetzt wurde. Wie einem Verzeichnis zu einer Arbeit über das Leonhardi-Brauchtum im früheren Landkreis Bad Aibling, veröffentlicht in „Der Mangfallgau“ aus dem Jahr 1966, zu entnehmen ist, gruppieren sich die oberbayerischen Umrittsorte hauptsächlich auf dem Alpenvorland und beruhen auf vorchristlichen Bräuchen, verbunden mit Umritten bei Sonnenaufgang und Tieropfern. In christlicher Zeit sind oftmals Kapellen und kleine Kirchen an diesen vertrauten Kultstätten errichtet worden, wie es auch in Heilig Blut der Fall gewesen sein könnte. Leider fehlen schriftliche Beweise.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden ab 1947 die Umritte und Pferdesegnungen in Heilig Blut wieder aufgenommen und die Bevölkerung kam zum Schauen. Wie in Zeitungsberichten zu lesen ist, nahmen Teilnehmer und Zuschauer stetig zu. Da 1949 der 06. November auf einen Sonntag fiel, wurde im Ordinariat in München um Erlaubnis nachgesucht, den Gottesdienst im Freien abhalten zu dürfen. Dazu stellte man den Altar mit der alten Holztafel vor der Kirche auf und Tausende von Leuten konnten den Umritt von 140 festlich geschmückten Pferden, Kutschen und Gespannen, der von zwei Blaskapellen musikalische begleitet wurde, miterleben. Nun wurde der Wunsch laut, die Feierlichkeiten immer auf einen Sonntag zu verlegen. Im Jahre 1950, zur Feier des 400-jährigen Jubiläums des Leonhardi-Festes, wurde dem Heiligen sogar eine Standarte geweiht, die früher der Maurerzunft gehörte. Ein Bürger von Kaltwies hatte sie der Kirche zum Geschenk gemacht. Obwohl auf Grund der Motorisierung in der Landwirtschaft die Zahl der teilnehmenden Pferde und damit auch der Zuschauer zurückging und sich der Umritt unmittelbar um die Kirche wegen der räumlichen Enge immer schwieriger gestaltete, wurde der Brauch aufrechterhalten. Als dann die Kirche in Heilig Blut wegen Renovierungsarbeiten nicht zu betreten war, beschlossen die Verantwortlichen in der Pfarrei, die hölzerne Statue des Heiligen in die Filiale Happing zu bringen und dort 1996 die Tradition fortzusetzen.
In Happing ist zwar Sankt Martin Patron, doch hat er mit Leonhard einiges gemeinsam: Beide sind sogenannte „ zuagroaste“ Heilige aus dem fränkischen Bereich, beide feiern im November ihren Namenstag und beide gehören zu den „Umrittsheiligen“.